Blogtour Hässliches Entlein war gestern von Kera Rachel Cook Tag 2 Interview

#ichoosetolovemyself

Ihr Lieben,
Ich heiße euch herzlich Willkommen zum zweiten Tag unserer Blogtour zum Buch. “Hässliches Entlein war gestern” von Kera Rachel Cook.
Gestern habt ihr bereits bei Eva etwas über das Buch erfahren, ich interviewe heute die Autorin und morgen erfahrt ihr bei Manja etwas zum Thema Modelscouting.
Bevor wir mit dem Interview loslegen, solltet ihr erstmal erfahren wer die Autorin ist und was ihr Buch so besonders macht.
Kera Rachel Cook wurde 1988 in Böbblingen geboren und erlangte vorallem durch ihre Teilnahme an der 5. Staffel der Castingshow “Germany’s next Topmodel” (2010) teil, schied jedoch als 19. aus, weil sie den Anforderungen der Jury entsprach, danach arbeitete sie als Plus Size Model, bis sie ihre Karriere als Model aufgab. In ihrem Buch verarbeitet sie ihre Essstörung und kritisiert die gängigen Schönheitsideale.
Auf ihrem Blog “Chooseloveblog” motiviert sie junge Menschen dazu ihren Körper und sich selbst zu lieben.



Was hat dich dazu bewegt deine Geschichte zu aufzuschreiben? 

-Essstörungen sind heutzutage in unserer Gesellschaft immer noch oft ein Randthema, das von vielen nicht so richtig Ernst genommen wird. Dabei sind immer mehr junge Frauen und zunehmend auch junge Männer immer früher davon betroffen. Denkt man alleine an latente Essstörungen, bei denen die Betroffenen zwar nicht zwangsläufig therapiert werden müssen, sich die Gedanken aber von morgens bis abends nur ums Essen und Abnehmen drehen (‚Habe ich zu viel gegessen?‘, ‚Wie lange muss ich auf den Crosstrainer, um genügend Kalorien zu verbrennen?‘, ‚Mein Bauch ist viel zu dick. Ich sollte unbedingt wieder etwas abnehmen.‘), muss man sagen, dass wahrscheinlich 90% aller Frauen ein ‚gestörtes‘ Essverhalten an den Tag legen. Bei den wenigsten ist Essen noch etwas Genussvolles, das Freude bereitet. Es geht oft nur noch um Kalorienzählen und Fettvermeidung. Dass eine latente Essstörung aber schnell in eine richtig, ausgewachsene Essstörung münden kann, verdrängen viele. Ich möchte mit meinem Buch einerseits aufklären, wie schnell man in so einer Essstörung landen, welche ernsthaften Konsequenzen das nach sich ziehen kann und wie schwer es ist, da wieder rauszukommen. Wenn mehr Menschen über Essstörungen bescheid wissen, dann findet ein achtsamerer Umgang mit der Thematik statt, die dann wiederum hoffentlich viele davor bewahrt, dieselben Fehler zu machen wie ich und irgendwelchen absurden Schönheitsidealen hinterherzurennen. Andererseits möchte ich mit meinem Buch aber auch Betroffenen Mut machen und ihnen zeigen, dass es einen Weg aus der Krankheit raus gibt und ihnen mit meiner Geschichte Hoffnung schenken. Es gibt immer einen Weg, auch wenn er oft noch so aussichtslos erscheint. Ich bin das beste Beispiel dafür.
Was hälst du von der Kampagne #notheidisgirl? 

-An sich finde ich die Kampagne gut, weil hier die Möglichkeit gegeben wird, dass man wieder ins Bewusstsein ruft, was Germany’s Next Topmodel eigentlich für eine schwierige Sendung ist. Wenn junge Frauen und Mädchen einzig und alleine auf ihr Aussehen reduziert werden, bleibt nicht mehr viel vom Mensch übrig. In der Kampagne kritisieren ja v.a. Frauen, was sie an GNTM nicht gut finden. Wenn eine Person das alleine tut, geht das schnell unter. Wenn aber viele Menschen sich zusammenschließen, dann kann Protest zu einer Bewegung werden und viel mehr Menschen erreichen. Auch wenn ich nicht mit allen Beiträgen einverstanden bin, die unter #notheidisgirl gepostet werden, habe ich mich selbst vor einiger Zeit dazu entschlossen, meine Geschichte unter dem Hashtag zu teilen, um darzulegen, was ich als ehemalige Kandidatin von der Sendung halte.
Denkst du, dass GNtM Essstörungen fördert? 

-Es wäre mit Sicherheit zu einfach zu sagen, dass Heidi Klum und Germany’s Next Topmodel für den Anstieg an Essstörungen und der zunehmenden Unzufriedenheit junger Frauen mit ihrem Aussehen verantwortlich sind. Aber wie schon die Studie von Maya Götz gezeigt hat, ist GNTM unter den gesellschaftlichen Top 3-Einflussfaktoren bei essgestörten Patientinnen in Deutschland. GNTM ist mit Sicherheit nie die Ursache für eine Essstörung. Essstörungen sind in ihrer Entstehung viel zu komplex, um sie auf eine Fernsehsendung zu reduzieren. ABER: GNTM in der reinen Reduzierung auf Schönheit und Schlankheit kann bei psychisch gefährdeten Frauen ein Auslöser für den Ausbruch einer Essstörung sein und bereits essgestörten Personen schwierige Handlungsmuster vorgeben, die den Verlauf der Krankheit negativ beeinflussen können. 


Was rätst du jungen Mädchen die mit einer Essstörung kämpfen?

-Erstens: Sich Hilfe zu holen. Man kann eine Essstörung nicht alleine besiegen, dazu braucht es einfach professionelle Hilfe, in welcher Form auch immer. Zweitens: Selbstliebe. Sich so annehmen und lieben zu lernen wie man ist. Das ist leichter gesagt als getan. Aber der Schlüssel zur Heilung und zum Glück liegt in einem selbst – nirgends sonst. In der Auseinandersetzung mit sich selbst, krankhaften Verhaltensweisen und der Überwindung der eigenen Vergangenheit, liegt die Heilung. Dazu muss man lernen, achtsam mit sich selbst und seinem eigenen Körper umzugehen. Aber auch geduldig mit sich zu sein. Eine Essstörung kommt nicht über Nacht. Genauso wenig kann sie über Nacht geheilt werden. Der Heilungsprozess braucht Zeit, Kraft und Mut, birgt Rückschläge und große seelische Schmerzen in sich. Aber er ist jede einzelne Träne wert. Drittens: „Die Frau, die im Mondlicht aß“ von Anita Johnston. Dieses Buch ist mir in der Zeit, als es mir am schlechtesten ging, ein echter Lebensretter geworden, weil es mir eine neue Perspektive aufs Leben eröffnet hat. Ich weiß nicht, was ich ohne dieses Buch getan hätte. Deshalb kann ich nur jedem empfehlen, es zu lesen. Viertens: Finde Dinge, die dir guttun, und vermeide Dinge, die dir schaden. In unserer schnelllebigen Internet-Erlebnis-Gesellschaft werden wir so sehr von Informationen zugemüllt, dass weder unser Verstand noch unsere Seele in der Lage sind, das alles zu verdauen. Beginne, dich selbst zu beobachten und zu verstehen, welche Dinge dir ein gutes Gefühl geben und welche ein schlechtes. Mache mehr von den Dingen, die dein Herz wirklich mit Freude erfüllen, und versuche mehr von den Dingen aus deinem Leben zu verbannen, die deine Seele schwer machen. Das Leben ist so kurz. Befreie dich von all dem unnötigen Ballast; egal ob es sich dabei um Menschen, Orte, Gegenstände oder Verhaltensweisen handelt. 

Inwiefern hast du dich über den Begriff des hässlichen Entleins identifiziert?

-Das Einzige, worüber ich mich früher identifiziert und meinen Eigenwert ausgemacht habe, war mein Aussehen. Ich war ständig hin- und hergerissen zwischen den Komplimenten anderer Menschen, die mir immer wieder sagten, was ich doch für ein hübsches Mädchen sei, und den Scherzen meiner Mutter, die mich ihr kleines hässliches Entlein nannte. Wenn ich in den Spiegel blickte, sah ich genau das: ein kleines hässliches Entlein, das keiner richtig leiden konnte. In meinem Kopf wurde Schönheit zur Bedingung für Liebe und Schlankheit zur Bedingung für Schönheit. Um liebenswert zu sein, musste ich also schön sein und um schön zu sein, musste ich schlank sein. So bin ich über zehn Jahre meines Lebens einem Ziel hinterhergerannt, dass ich nie erreichen konnte. Weil man ist man denn schön genug? Man kann ja immer noch eins draufsetzen und noch schöner werden. Wenn du dein Lebensglück auf einem so vergänglichen und wechselhaften Gut wie der Schönheit aufbaust, kannst du nur verlieren. 

Planst du in Zukunft weitere Buchprojekte?

-So lange es Frauen gibt, die sich selbst und ihren Körper nicht wertschätzen, werden mir wahrscheinlich nie die Buchprojekte ausgehen. Ich möchte alles in meiner Macht Stehende dafür tun, Frauen in sich selbst und ihrer Liebe zu sich zu bestärken. Aus diesem Grund habe ich auch ein ganz besonderes Buchprojekt für nächstes Jahr geplant, über das ich jetzt noch nicht viel verraten kann, auf das ich mich aber schon riesig freue.
Deine Geschichte aufzuschreiben war sicher nicht leicht, was hat dir dabei geholfen deine Geschichte zu erzählen? 
-Das Wissen, wie wichtig es ist, offen und ehrlich über diese Thematik zu sprechen. Es geht bei dem Buch nicht um mich, sondern um das, was mir passiert ist und was viele Menschen in ähnlicher Form bereits durchgemacht haben. Psychische Krankheiten wie Essstörungen stehen auch immer symptomatisch für die Gesellschaft. Denn die Gesellschaft und ihre Werte stellen den Nährboden dar, auf dem wir uns als Menschen entfalten. Ich habe versucht, meine Geschichte in meinem Buch so ehrlich und ungekünstelt wie möglich zu erzählen. Für viele Menschen, die noch nie in ihrem Leben wirklich mit Essstörung in Kontakt gekommen sind, mag meine Erzählung vielleicht überdramatisiert oder extrem wirken. Aber genau das ist sie nicht. Jedes Wort, das ich geschrieben habe, habe ich genau so erlebt: Das ganze Drama, den Selbsthass und die Verzweiflung. Eine Essstörung zu haben, ist extrem. Die Gedanken werden extrem, die Handlungen werden extrem. Es ist wichtig, dass den Menschen bewusst wird, dass eine Essstörung keine Kleinigkeit ist, keine Laune, die man an- und abstellen kann. Eine Essstörung kann über Leben und Tod entscheiden. Den Menschen das ins Bewusstsein zu rufen, treibt mich in meiner Arbeit an, hat mich dazu angetrieben, dieses Buch zu schreiben, und treibt mich an, Vorträge an Schulen zu halten, präventiv tätig zu sein. Wenn ich nur einen Menschen davor bewahre, in eine Essstörung zu rutschen, oder einer essgestörten Person auf ihrem Weg zur Heilung helfe, dann hat sich meine Arbeit schon ausgezahlt, dann hat es sich gelohnt, mich mit all meinen negativen Erfahrungen zu öffnen.




An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal herzlich bei Kera für das Interview bedanken.
Und auch für euch haben wir noch ein kleines “Danke” vorbereitet:

Gewinnspiel:

Hierzu müsst ihr meine Tagesfrage bis zum 11.12 beantworten, damit ihr eine Chance auf einen der folgenden Gewinne habt:

1. Platz: 1 #ichoosetolovemyself Bio Hoodie Woman (Farbe (grau, blau, schwarz, mint, hellrot) und Schriftfarbe (pink, blau, orange) nach Wahl) im Wert von 48,99€ & 1 signiertes Buch “Hässliches Entlein war gestern”:
2. Platz: 1 choose love Tasse (schwarz) im Wert von 16,99€ & 1 signiertes Buch“Hässliches Entlein war gestern”:
3.Platz: 1 signiertes Buch “Hässliches Entlein war gestern”

  Wie steht ihr zu dem Thema “Model” und “Esstörungen”, hängt das in euren Augen zusammen? 

Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt ihr euch mit den Teilnahmebedingungen einverstanden

  Tourplan:
04.12. Hässliches Entlein war gestern 
05.12. Interview 
06.12. Model Scouting – Das sollte man beachten
07.12. Essstörungen (Formen)
Bianca von www.bibilotta.de
08.12. Der Weg aus der Essstörung
Bewerbung bis einschließlich 10.12.2017 möglich
11.12. Gewinnerbekanntgabe

6 Gedanken zu „Blogtour Hässliches Entlein war gestern von Kera Rachel Cook Tag 2 Interview

  1. Hallo und guten Tag,

    Thema Models und Essstörungen….sehr sehr kritisch.

    Denn die meisten jungen Mädels sind doch noch im Wachstum …knappern, aber z.B. zum Mittagessen nur an einer Karotte und sagen das macht sie satt.

    Ich weiß ja nicht…da wird der heutigen Jugend…Jungs und Mädels ein falscher Bild vermittelt…O.K. auf der anderen Seite keiner mag richtig fett sein, aber man sollte sich in seiner Haut/Körper noch auch wohlfühlen und sich nicht von anderen vorschreiben lassen…wenig, wenig zu essen oder?

    Ich finde, dass alles höchst gefährlich, weil viele da auch so leichtgläubig sind und alles glauben, was diese Modeheini sagen und tuen..

    LG..Karin…

  2. Hallo und vielen Dank für die schöne Blogtour und den tollen Beitrag dazu! Model und Essstörungen gehören für mich auf jeden Fall zusammen. Ich denke, es gibt nur sehr wenige Models, die sich gesund und richtig ernähren und trotzdem genügend Jobs bekommen. Der Trend zu immer dünneren Models muss in meinen Augen zwangsläufig dazu führen, dass die Models sich nicht ausreichend und gesund ernähren und auf immer mehr verzichten. Wirklich schade und traurig, dass eine Gesellschaft keine Schönheit in einem strahlenden, gesund aussehenden normalgewichtigen Menschen sieht.

    Liebe Grüße
    Katja

    kavo0003[at]web.de

  3. Naja halte nicht viel von diesen Modelkram und sollte auch im fernseh nicht mehr gezeigt werden! Die Jugend fährt leider voll drauf ab und die Gesellschaft versucht einfach jeden so haben zu wollen und von wegen das jedes junge ding so sein muss.mager wie ein Model, sonst ist man nichts……in machen Fällen passt beides eben leider auch zusammen!
    VLG Jenny

  4. Huhu,

    Wie im Text schon gesagt, kann man die Ursache nicht nur auf ein Format schieben. Allerdings fördern diese "falschen" Idiale genauso so etwas – ein falsches Selbstbild. Mal abgesehen von der Mindestgröße… Ich will keine Hungerharken sehen, die im Bikini über den Laufsteg laufen. Aber solange es in den Medien, Werbung und Filmen so gehandhabt und vorgelebt wird, gefährdet es viele in die Essstörung abzurutschen. Sicher ist es nicht nur das, aber es trägt dazu bei.
    Genauso schlimm finde ich, dass es mit jeder weiteren Staffel immer schlimmer wurde. Warum muss man sich ausziehen? Und warum wird gedroht, dass man rausfliegt wenn man es nicht tut. Was soll die Jugend denn davon lernen, dass es ok ist, was dort fabriziert wird? Ich finde diese Show mehr als verwerflich und boykottiere sie. Aber es wird uns doch immer wieder suggeriert, du kannst alles sein, wenn… Parfum-Werbung ect…
    Ich bekomme da nur eins, einen Hass auf die Industrie dahinter. Es wird ohne Rücksicht auf Verluste immer weiter gemacht. Wirklich abartig. Und die Betroffenen müssen dann den Leidensweg durchlaufen. Ich finde es schrecklich…

    Liebe Grüße

  5. Ich denke schon, dass das zusammenhängt. Wie Kera in dem sehr interessanten Interview sagt: das Thema ist sicher zu komplex um es auf GNTM zu beschränken. Aber hier wird jungen Frauen eben vor aller Welt klargemacht, dass der perfekte Körper ihr einziges Ziel sein sollte. Ich würde durchdrehen wenn meine Tochter sich dort anmelden sollte. Aber bis die so weit ist, ist auch Heidi hoffentlich zu alt für diese Sendung… ��

  6. Hallo,

    diese beiden Themen hängen wohl leider sehr oft zusammen. Oft wird durch Models ein "Idealmaß" vermittelt, dass nicht gesund ist. Es ist sicher für die Models auch nicht leicht immer "perfekt" sein zu müssen. Es ist schade, dass oft nicht "echte" Menschen gezeigt werden.

    LG
    SaBine

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